Samstag, 16. September 2017

1. Woche: Führer, Narren und Hochstapler - Die Psychologie der Führung

Wer sich gerne mit der Persönlichkeit von Führungspersonen und Gefolgen auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch empfohlen.

Führungspersonen spielen sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft eine bedeutende Rolle; ein guter Politiker wie Abraham Lincoln kann selbst ein zerstrittenes Land vereinen und die damals für vielen Menschen moralisch nicht verwerfende Sklaverei abschaffen.

Erfolgreiche Führungspersonen sind das Vorbild, das nur zu gerne von seiner Gefolge idealisiert wird. Geführte schreiben ihrem Führer oftmals unrealistische Kräfte und Eigenschaften zu; dies gibt ihnen auch die Möglichkeit, sich stärker und beschützt zu werden. Dieser Phänomen ist ein Echo aus den frühen Lebensjahren, in denen das Kind von einer allmächtigen und perfekten Mutter bzw. Vater behütet werden will.

Wer aber als Führer warum auch immer den Sinn für die Realität verliert, dessen Unternehmen wird sich früher oder später auf dem Abgrund des Bankrottes finden, wenn niemand sich traut ihm die Wahrheit vor Augen zu legen. Die Narzissmus eines ansehenden Führers erlaubt ihm nun mal nicht seinen Fehler einzusehen. An dieser Stelle braucht jeder Führer den einen Narr, der im Gegenteil zu der Gefolge noch in der Lage ist, die Situation objektiv zu betrachten und ihm die ehrliche Meinung zu sagen.

Der Narr ist zudem so unersätzlich mit seinem Humor, weil er sich selbst nicht ernst nimmt. Ein Spaßvogel, der sich selbst entwertet ist für sozialen Grenzen immun und wird sozusagen zum Hüter der Wahrheit. Die Macht des Führer ist der Meinung des Autors nach auf die Torheit des Narren angewiesen und ihre gemeinsame Interaktion hält sie beide im psychischen Gleichgewicht. Der Humor ist in diesem Fall hervorragend geeignet, den Hochmut von Führungspersonen ins Licht zu rücken und so die Tabuthemen anzusprechen. 

Wer in seinem Lebenslauf viel Erfolge aufzuzeichnen hat, dem muss man nicht immer außergewöhnliche fachliche Kompetenz zuschreiben. So haben z.B Hochstapler seit Menschengedenken die Öffentlichkeit fasziniert. Liest man Autobiographien von berühmten Hochstaplern, so erkennt man oftmals einen unübersehbaren Muster: Hochstapler durchleben nicht selten keine richtige Kindheit und muss die Position und Verantwortung des fehlenden Vaters bzw. Mutter übernehmen. Um diese Position und Verantwortung zu wahren, kann ein Kind eine erstaunliche Verstellungskunst an den Tag legen, und zwar insbesondere die Fähigkeit, erwachsendes Verhalten zu imitieren. 

Hochstapler erhalten dieses Talent zur Verstellung bis ins Erwachsenenalter hinein lebendig und lernen, sich sehr geschickt ihr Publikum abzustimmen. Adolf Hitler ist u.a ein perfektes Beispiel für Hochstapelei, dessen Kindheit alles anders als friedlich verlief. 

Der Umgang mit der Hochstapelei ist äußerst schwierig, da ein Hochstapler unsere Gier sehr gezielt anspricht. Das Entlarven eines Hochstaplers dauert zu lang und bis er auffliegt, hat der Hochstapler wahrscheinlich schon eine Menge Schaden errichtet. Wir alle sind Opfer unserer negativen Gedanken und Selbstzweifel und sind daher sehr anfällig für einen Hochstapler. Die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstreflexion und des Bewusstseins für die eigenen blinden Flecken kann prophylaktisch wirken und uns sowohl vor der faszinierenden Anziehungskraft des Hochstaplers schützen als auch vor den paralysierenden Folgen des Gefühls, selbst ein Hochstapler zu sein.

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